Glycin
Was ist Glycin?
Glycin gehört zu den nicht-essentiellen Aminosäuren und kommt besonders häufig in dem Hauptbindegewebsprotein Kollagen vor. In Kollagen ist Glycin, als kleinste und süßschmeckende proteinogene Aminosäure, für die Bildung der Struktur, der Tripelhelix, verantwortlich. Glycin wird für die Bildung von Kreatin (Energiereserve) benötigt, ist Bestandteil des Tri-Peptids Glutathion (Entgiftung und Antioxidans), zudem ist Glycin an der Purinbildung der DNA und RNA beteiligt, hat eine Funktion als Neurotransmitter und bei der Synthese von Häm.
Glycin-Quellen
Glycin findet sich sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Quellen; besonders reich an Glycin ist:
- Fisch
- Fleisch
- Geflügel
- Sojabohnen
- Linsen
- Haferflocken
- Erdnüsse
Wobei Kollagen und Gelatine, auch als Hydrolysate, die Quelle mit dem Abstand höchsten Glycin-Gehalt darstellt.
Wirkungen
Glycin hat Einfluss auf das Nervensystem, da es hemmend auf die Erregbarkeit von Nervenzellen wirkt und eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung hat.
Es wirkt antiinflammatorisch, zytoprotektiv, und immunmodulierend und wirkt auf unseren Stoffwechsel durch positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, den Fettstoffwechsel und spielt als Bestandteil von Glutathion eine wichtige Rolle bei körperlichen „Entgiftungsprozessen“.
Glycin ist die häufigste Aminosäure in Kollagen und damit wichtig für Knochen, Zähne, Haut und Sehnen.
Einige Daten zeigen, dass es bei Schwangerschaft zu einem erhöhten Bedarf kommt. Ebenso einen positiven Effekt auf Gelenksprobleme und der Bindegewebsbildung wird in einigen Daten gezeigt.
Nebenwirkungen
Aktuell sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Zufuhrempfehlung
Bei Schlafproblemen und zur Verbesserung der Schlafqualität und der Einschlafphase, wird eine Dosierung von 3 g/d empfohlen.
Es gibt Hinweise darauf, dass diese nicht-essentielle Aminosäure, welche zwar selbst vom Körper hergestellt werden kann, zusätzlich durch die Nahrung aufgenommen werden sollte. Der Tagesbedarf liegt je nach Körpergewicht vermutlich bei über 10g, wobei die Ernährung der meisten Menschen i.d.R. nur auf etwa 1-4g kommt.
In einem eleganten Review von Meléndez-Hevia – es war keine kontrollierte Humanuntersuchung, dennoch interessant – wurde gezeigt, dass etwa 12g Glycin pro Tag für die Kollagensynthese, 1g Glycin pro Tag zur Produktion anderer Proteine, 1,5g für verschiedene Metabolite benötigt werden und die körpereigene Syntheserate vermutlich 3g pro Tag nicht übersteigt und die meisten, zusammen mit den 4g aus der Ernährung, nur auf maximal 7g Glycin am Tag kommen.
Ob der Mensch „früher“ mehr Fleisch und somit Glycin aufgenommen hat, wird immer wieder diskutiert – eine bessere Datenlage zu dieser Thematik, welche den genauen Bedarf für eine optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit bewertet, steht noch aus.
Quellen Glycin
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Mikronährstoffcoach – das große Biogena-Kompendium der Nährstoffe, 4. Auflage, 2022
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