Nährstoffbedarfsdeckung?
Die allgemeine Nährstoffversorgung der Bevölkerung, unterschiedlicher Gruppen und ein Multivitaminpräparat?
Es erscheinen regelmäßig irreführende Publikationen über die Gesundheitsrisiken von Nahrungsergänzungsmitteln, welche dabei allerdings keine wirklich guten Recherchen und Belege verwenden, sondern solche Dinge vermutlich auf Grund von der Erhöhung der Klickzahlen und Reichweite auf den sozialen Medien verfassen und veröffentlichen – denn schaut man sich u.a. die Grundversorgung der deutschen Bevölkerung auf Basis der nationalen Verzehrsstudie 2 (NVS2) an, so zeigt sich ein interessantes Bild, aber ein anderes.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL) hat die NVS2 in Auftrag gegeben. Hier sollten repräsentative Daten zur aktuellen Nährstoffversorgungssituation der deutschen Bevölkerung erfasst und analysiert werden. Diese Erhebung der Ernährungssituation von Jugendlichen und Erwachsenen, erstreckte sich über einen Zeitraum von 2005 bis 2007 und es wurden 20.000 Teilnehmer im Alter von 14-80 Jahren analysiert. Ich persönlich wurde dabei allerdings nicht gefragt… was ich damit sagen möchte: Die Erhebung ist wirklich gut aufgebaut, aber natürlich trotzdem nicht perfekt.
Viele Männer und Frauen, in allen erhobenen Altersgruppen, zeigen Defizite von bis zu 90% in fast allen festgehaltenen Mikronährstoffen – selbst zu wenig Protein scheint die deutsche Bevölkerung aufzunehmen.
Das Median der Bevölkerung ist zwar einigermaßen versorgt, aber bei genauerer Analyse zeigt sich folgendes Bild – beispielsweise Männer zwischen 19-24 Jahren: Hiervon erreichen…
22% nicht die empfohlene NRV von Vitamin A
35% nicht die empfohlene NRV von Vitamin C
54% nicht die empfohlene NRV von Vitamin E
86% nicht die empfohlene NRV von Vitamin D
22% nicht die empfohlene NRV von Vitamin B1 und 2
12% nicht die empfohlene NRV von Vitamin B6
71% nicht die empfohlene NRV von Folsäure
32% nicht die empfohlene NRV von Calcium
28% nicht die empfohlene NRV von Zink
16% nicht die empfohlene NRV von Eisen
40% nicht die empfohlene NRV von Magnesium
33% nicht die empfohlene NRV von Jod
… und sie essen laut der NVS2 im Schnitt nur 59g Protein.
Das sieht in allen anderen Bevölkerungsgruppen sehr ähnlich aus. Die einzigen Nährstoffe, die in der Regel in ausreichender Menge zugeführt werden, sind (gesättigte) Fette, Kohlenhydrate, Natrium, Chlorid, Phosphor und meist Vitamin B3 (Niacin).
Zusätzlich zeigt die NVS2, dass etwa 66% der Männer und 51% der Frauen übergewichtig (BMI >25) oder fettsüchtig (BMI >30) sind und diese Zahl steigt mit zunehmenden Alter noch zusätzlich an. Auch sind etwa 10% der Mädchen in der Pubertät untergewichtig.
Unabhängig der NVS2, gab es 2024 eine nette Untersuchung, welche im Lancet veröffentlicht wurde. Hier ging man der Frage nach, wie gut wir Menschen generell denn versorgt sind – also nicht nur wir Deutschen. Es scheint wohl so zu sein, dass über 50% aller involvierten Menschen zu wenig Vitamin E, Calcium, Jod, Eisen, Vitamin B2, Folsäure und Vitamin C zu sich nehmen (Passarelli et al. 2024), wobei Kalium und D3 nicht mitberücksichtigt wurden (für Kalium gibt es keine direkten Referenzwerte und für D3 schwankt der Blut-Spiegel je nach Land und Sonnenexposition). Bei Vitamin B3, B1 und Magnesium, scheinen nur 20-30%, also jeder 3te bis 5te eine unzureichende Menge aufzunehmen.
Und in Krankenhäusern sieht das Ganze noch viel dramatischer aus: die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), sowie auch Studien wie beispielsweise von Schuetz et al. 2019, zeigen, dass bis zu 30% der deutschen Krankenhauspatienten mangelernährt sind und die Komplikationsrate durch eine angepasste Ernährung um fast 25% reduziert werden könnte. 25%!!! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Aber Vitamine machen doch krank?
Wenn es eine „Schlagzeile“ gibt, welche zeigt, dass beispielsweise ein Multivitamin schädlich sei, dann handelt es sich dabei in der Regel um einen Bezug auf eine Beobachtungsstudie. Hier werden Menschen befragt, ob sie ein Multivitamin einnehmen, was sie sonst noch so machen und dann wird geschaut, ob diese Personen mehr oder weniger krank werden. Hier gibt es unter anderem das Problem der reversen Kausalität – eventuell nehmen Menschen, die schon krank sind, vermehrt ein Multivitamin und dann zeigt sich am Ende der „Studie“: „Die Einnahme eines Multivitamins ist mit Krankheit assoziiert“ – das ist dann zwar richtig, aber falschherum, denn diese Personen sind nicht DURCH das Multivitamin krank geworden, sondern VERSUCHEN ihren Zustand durch ein Multivitaminpräparat zu verbessern.
Der genaue Lebensstil, Bewegungs- und Ernährungsverhalten, sind oft schlecht in solchen Analysen einzuordnen, wenn sie überhaupt sauber festgehalten wurden. Zudem fehlt bei solchen Beobachtungsstudien die Erfassung von der Qualität der eingenommenen Produkte oder die Zusammensetzung der einzelnen Produkte – vergleicht man allein die Produkte auf dem deutschen oder US-amerikanischen Markt miteinander, so sind die Produkte vollkommen anders aufgebaut, in Dosis, Inhaltsstoffen und Werbeversprechen.
Ebenso sind regelmäßige Laboranalysen notwendig, um die Qualität und Dosierungen der Inhaltsstoffe gewährleisten zu können.
Sind Multivitaminpräparate gefährlich?
Eine Studie von Vyas et al. 2024 mit dem Titel „Effect of multivitaminmineral supplementation versus placebo on cognitive function: re-sults from the clinic subcohort of the COcoa Supplement and Multivitamin Outcomes Study (COSMOS) rando-mized clinical trial and meta-analysis of 3 cognitive studies within COSMOS.” zeigte, dass die tägliche Aufnahme eines Multivitaminpräparates einen nachgewiesenen Nutzen auf die kognitive Leistungsfähigkeit haben kann.
Und auch einige Beobachtungsstudien, wie die von Rautiainen et al. 2016, wo ein Multivitamin über 20 Jahre konsumiert wurde, zeigen eine Assoziation von geringeren Herzkreislaufproblemen, bei den Personen, welche ein Multivitamin verwenden. Biesalski et al. 2017 zeigt ebenfalls, dass Multivitamine nicht die Mortalität erhöhen oder unsicher sind, auch nicht, wenn du sie 10 Jahre zu dir nimmst.
Die polemischen Aussagen einiger „Magazine“ zu den „Gesundheitsrisiken durch die Einnahme eines Mulivitaminpräparates“, decken sich leider nicht mit sehr vielen Daten und dienen vermutlich primär der Aufmerksamkeitserhascherei und nicht dazu, deine Gesundheit zu verbessern oder dich aufzuklären. Dazu schauen wir uns einmal noch weitere Studienergebnisse zur Verwendung eines Multinährstoffpräparats:
- Ältere Menschen könnten von einer Multivitaminsupplementierung profitieren (Fantacone et al. 2020) – die Aufnahme führt zu einem erhöhten Blut-Status der zugeführten Nährstoffe.
- Die Einnahme eines Multivitaminpräparates zeigt z. B. eine Verbesserung des Energiestoffwechsel bei älteren Männern (Michels et al. 2023).
- Multis können sich positiv auf den Blutdruck auswirken (Li et al. 2018).
- Eine 4-wöchige Einnahme eines Multivitamins kann sich positiv aufs Gemüt, psychischen Stress und den Homocysteinspiegel auswirken (White et al. 2015, Young et al. 2019, Nguyen et al. 2017, Macpherson et al. 2015).
- Positiv auf die Gedächtnisleistung können sich Multivitamine auch auswirken (Grima et al. 2012).
- Multivitamine sind vielleicht nicht zwingend notwendig, helfen aber dabei Mangelerscheinungen vorzubeugen (Zhang et al. 2020) und verschiedene körperliche Probleme können eben bei „Nährstoffmangel“ auftreten (Tardy et al 2020).
- Vitamine und Diabetes? Kardiovaskuläre Probleme sind stärker bei den Personen mit geringen Vitamin D-Leveln assoziiert und auch Vitamin K zeigt einen positiven Effekt auf den Blutzuckerstoffwechsel; zudem zeigen Diabetiker oft geringere Spiegel an Vitamin A, C und E, vermutlich durch erhöhter Belastung mit oxidativen Stress, neigen zu Wundheilungsstörungen und immunologischen Problemen (Raghuvanshi et al. 2023). Ebenfalls ist ein geringerer Zink-Status des Diabetikers mit schlechterer Blutzuckerkontrolle assoziiert (Farooq et al. 2020) – genaue Dosierungen und Empfehlungen für Menschen mit Diabetes gibt es allerdings bisher noch nicht.
- Multis können sich auch positiv auf das Verhalten von Kinder mit ADHD und emotionalen Problemen auswirken (Rucklidge et al. 2017). Und nein, nicht alle Kinder sind immer optimal mit Nährstoffen versorgt (Martini et al. 2020, Dwyer et al. 2021), eine „Überdosis mit allem was es gibt“ ist aber auch nicht zielführend.
Die Studien zu den Effekten einzelner Mikro- und Makronährstoffe zeigen in der Regel ebenfalls sehr deutlich Effekte. Egal ob zu Zink, Magnesium, Vitamin C, E, B-Vitamine und viele weitere, wir könnten hier quasi noch lange weiter machen.
Mehr zu den einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen findest du aber unter dem jeweiligen Menüpunkt!
Vitamine und Mineralstoffe sind wichtig für unsere Gesundheit!
Auch basierend auf den wissenschaftlichen Bewertungen der EFSA, hat der europäische Gesetzgeber mit der VO 432/2012/EG sogenannte „Health Claims“ zugelassen und die Wirksamkeit von verschiedenen Nährstoffen bestätigt. Health Claims – sogenannte gesundheitsbezogene Aussagen, welche zu Werbezwecken verwendet werden dürfen – beschreiben viele der wissenschaftlich nachgewiesenen positiven Effekten von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen, auf die menschliche Gesundheit.
Dieser nachgewiesene Gesundheitsnutzen durch die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen, wird also von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt und erlaubt Herstellern sogar damit zu werben – und die EFSA ist da schon sehr sehr konservativ, wenn es um Werbeaussagen geht.
Für die gesicherten (positiven) Effekte von Vitaminen und Mineralstoffen ist es allerdings Voraussetzung mindestens 15% der Referenzmengen über Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen – und nach dem allgemeinen Lebensmittelrecht der EU, gelten Nahrungsergänzungsmittel auch als Lebensmitteln (Verordnung (EG) Nr. 178/2002).
Defizite in der veganen Ernährung?
Menschen die sich rein vegan ernähren, zeigen häufig eine unzureichende Versorgung mit Zink, Eisen, Jod, Calcium, B12 und B2, Vitamin A und Vitamin D, Protein, sowie langkettige Omega-3-Fettsäuren – und ja, wenn man sich den gesamten Tag mit der Kombinierung der Nahrung beschäftigt, ist eine bedarfsdeckende vegane Ernährungsweise – zu Teilen – vermutlich denkbar, aber spätestens beim Vitamin B12 hört es auf und es sollte supplementiert werden (Sakkas et al 2020) und das ist auch gar nicht schlimm.
Eine bedarfsdeckende rein pflanzliche Ernährungsweise ist zumindest deutlich schwieriger in der Praxis umzusetzen. Ob eine Bedarfsdeckung mit rein veganer Ernährung tatsächlich möglich ist oder ob nicht auch semi-essentielle Nährstoffe wie Carnosin, Taurin, Kreatin, Carnitin, Cholin, die langkettige Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure, Glycin und L-Hydroxyprolin mit der Nahrung (oder Nahrungsergänzungsmitteln) zugeführt werden sollten, wird derzeit auf den sozialen Medien und von einigen Ernährungsexperten diskutiert. Studien welche sich mit diesen Nährstoffen auseinandersetzen, zeigen zumindest einen positiven Effekt auf unterschiedliche Gesundheits- und Leistungsparameter, sowie höhere Zell-Level bei erhöhter Aufnahme durch die Nahrung (oder Nahrungsergänzungsmitteln), was die Fähigkeit der optimalen Eigensynthese kritisch(er) darstellt.
Eine ausreichende Aufnahme von pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Beeren, Nüsse, Pilze und Hülsenfrüchte, ist allerdings mit vielen positiven Effekten auf unsere Gesundheit assoziiert und liefert in der Regel viele Ballaststoffe und eine hohe Nährstoff- bei einer geringeren Kaloriendichte, was angesichts der Tatsache der immer übergewichtiger werdenden Bevölkerung, sehr positiv hervorgehoben werden soll! Allerdings enthalten pflanzliche Lebensmittel nicht alle essentiellen Nährstoffe (in ausreichender Menge), so dass viele Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren möchten, in der Praxis nicht um eine moderate Zusatzversorgung einiger Nährstoffe drumherum kommen oder zumindest davon profitieren können und auch hier: Es ist auch gar nicht schlimm.
Das können dann Aminosäuren, Multivitamine oder ähnliches sein. Auch die Carni-Nutrients sind in diesem Kontext sinnvoll.
Die „standardmäßig westliche Ernährung“ steht dem allerdings in nichts nach – das sehen wir ja an der Auswertung der nationalen Verzehrsstudie 2. Morgens Getreidepops, Mittags Nudeln, Abends lässt man das Essen auch noch ausfallen, weil man denkt es würde dick machen…
Im direkten Vergleich schneidet eine rein vegane Ernährung im Bezug zu unserer Gesundheit vermutlich besser ab, was dann aber noch immer nicht bedeutet, dass diese wirklich optimal für uns Menschen ist.
Defizite in der Schwangerschaft?
In der Schwangerschaft gibt es nicht nur Folsäuredefizite, die sich negativ auf das „Kindswohl“ auswirken können. Als häufige Defizite, neben Folsäure, sind Calcium, Eisen, Jod, Vitamin D, Zink und auch EPA und DHA hervorzuheben (Gernand et al. 2016, Oh et al. 2020, Brown et al. 2020) – ein paar zusätzliche Vitamine und Mineralien könnten z.B. einfach, kostengünstig und ohne Nebenwirkungen Missbildungen und Präeklampsie-Probleme vermeiden. Aber Vorsicht: Damit ist eine moderate Zusatzversorgung gemeint oder eben eine gezielte Ergänzung nach vorheriger Blutanalyse; im Zweifelsfall sollte man das mit dem Ernährungsmediziner seines Vertrauens besprechen.
Egal für welche Ernährungsweise man sich persönlich entscheidet, Einigkeit liegt vor allem für wichtige Makro- und Mikronährstoffe, vor, welche in der Schwangerschaft kritisch sind:
Langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA)
Folsäure
Vitamin B12
Vitamin D
Vitamin A
Cholin
Protein mit essenziellen Aminosäuren, aber auch Glycin
Ausreichend Kalorien (allerdings sollte starkes Übergewicht vermieden werden)
Eisen
Magnesium
Zink
Jod
Selen
Calcium
Eine gute Insulinsensitivität und Schilddrüsengesundheit
Am besten sind diese „kritischen Nährstoffe“ schon vorhanden, bevor es zu einer Schwangerschaft kommt.
Defizite durch eine carnivore Ernährung?
Eine sehr populäre Ernährungsweise, neben einer veganen, ist eine andere „Extrem-Diät“ bzw. Eliminations-Diät, wo ebenfalls verschiedene Nahrungsmittelgruppen ausgeschlossen werden. Während man die vegane Ernährungsweise meist noch einigermaßen versteht und zuordnen kann, ist für viele Personen eine carnivore Ernährungsweise (carnivor steht für Fleisch) meist unbekannter. Dieser Teil – ebenso wenig wie der Teil zu veganer Ernährung – soll nicht die Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Ernährungsweise(n) behandeln. Es geht primär um die Frage, ob eine carnivore Ernährung unseren Körper mit allen essentiellen Nährstoffen versorgen kann?
Eine Carnivor-Diät besteht primär aus tierischen Lebensmitteln: Vorwiegend Fleisch und Innereien, Fisch, Meeresfrüchten und Eiern, Mineralwasser und Salz. Die vegane Ernährungsweise schließt also tierische Lebensmittel vom Speiseplan aus und die Carnivor-Ernährung macht das genau umgekehrt: Sie schließt pflanzliche Lebensmittel vom Speiseplan aus.
Während man auf dem ersten Blick denkt, dass diese Ernährungsweise zu gravierenden Nährstoffdefiziten führen muss, wird man sich beim zweiten Blick vermutlich wundern:
Diese Ernährungsweise ist deutlich Nährstoff-bedarfsdeckender als die herkömmliche „westliche Ernährung“ und liefert die oft defizitären Makro- und Mikronährstoffe in hoher Menge:
Protein mit essentiellen Aminosäuren, sowie Taurin, Glycin und Cholin, „meat based compounds“ – sogenannte Carni-Nutriens, welche sich primär nur in tierischen Lebensmitteln finden – wie Kreatin, Carnitin und Carnosin, alle B-Vitamine, auch Vitamin B12, Zink, Eisen, Vitamin A als Retinol, langkettige Omega-3-(EPA und DHA) und Omega-6-Fettsäuren (Arachidonsäure), Jod, Selen, Vitamin D, Vitamin K, Vitamin E, Magnesium, auch Kalium.
Problematische Nährstoffe der Carnivor-Ernährung sind in der Regel Vitamin C, Folsäure, Calcium, eventuell Magnesium, Ballaststoffe und eventuell sekundäre Pflanzenstoffe wie die Polyphenole und Bioflavonoide.
Da der Mindestbedarf an Kohlenhydraten bei „0“ liegt, fehlen diese nicht zwangsläufig. Auch Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe sind nicht essentiell, obschon diese viele positive Effekte auf unseren Körper haben können.
Werden Milchprodukte wie Kefir, Joghurt und Käse integriert, regelmäßig Leber und Eier konsumiert, wird vermutlich auch der „Mindestbedarf“ an Calcium und Folsäure gedeckt.
Einige Fleischarten, vor allem aber Leber, enthalten auch Vitamin C – zudem liefern tierische Lebensmittel deutlich mehr Glycin, Kollagen mit Hydroxyprolin, welche wie Vitamin C auch, die Kollagenbildung unterstützen können.
Eine genaue wissenschaftliche Einordnung zu den positiven und negativen Aspekten einer Carnivor-Diät ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, es gibt dazu bisher nur eine Hand voll Untersuchungen, welche allerdings bisher nur positiv ausfallen (aber sehr klein und methodisch noch nicht perfekt sind). Rein vom Gesichtspunkt der Nährstoffbedarfsdeckung, schneidet eine solche „Extrem-Diät“, allerdings nicht allzu schlecht ab.
Wie man vermutlich unschwer erkennen kann, führt eine intelligente Kombination von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln auf dem Speiseplan, zu einer besseren Nährstoffbedarfsdeckung, als eine Eliminations-Diät, bei welcher ganze – und nährstoffreiche – Lebensmittelgruppen ausgeschlossen werden.
Dr. Jan Prinzhausen zeigt an einem Beispiel, in seinem Buch Logi- und Low-Carb in der Sporterernährung, wie nährstoffreich eine gute Low-Carb gegenüber einer guten DGE-Ernährung ist und auch, wie nährstoffreich eine schlechte Low-Carb gegenüber einer schlechten DGE-Ernährung ausfällt.
Die schlechte Steinzeitkost sah folgendermaßen aus*:
Frühstück: Gehacktes 100g, 1 Ei, K(n)ackwurst 50g
Mittag: Steak 200g, Ketchup 20g
Snack: 50g Haselnüsse
Abendessen: Thunfisch aus der Dose, 150g
*Auf dem ersten Blick echt kacke, aber wer sich etwas mit den Nährstoffgehalten von Lebensmitteln auskennt, merkt schon, wo die Reise hingeht!
Defizite in der schlechten Steinzeitkost gab es beim Calcium und Kalium, Eisen, Mangan, Jod, Vitamin A, B6, Folsäure, B12 und Vitamin C.
Die schlechte vollwertige Mischkost so*:
Morgens: Weißbrot 25g, Nussnougatcreme 20g, 200ml Limo, 50g Schokolade
Mittags: Spaghetti 120g, Tomatensauce 100g
Nachmittags: Bienenstichkuchen aus Hefeteig 100g, Kaffee
Abends: Graubrot 45g, K(n)ackwurst 30g
*Durchaus eine Ernährung welche so oder so ähnlich in vielen Haushalten praktiziert wird. Eben schnell etwas vom Bäcker, Kaffee und Kuchen, Getreide morgens-mittags-abends und die einzigen Vitamine finden sich im Ketchup?
Defizite gab es in der schlechten Mischkost bei Natrium, Kalium, Calcium, Eisen, Zink, Mangan, Jod, Vitamin A, Vitamin D sowieso, Vitamin E, Vitamin B1, 2, 3, 5, 6, 12 und Folsäure, Vitamin C.
Das ganze wurde wie gesagt auch für eine gute ausgewogene und vollwertige Mischkost, wie auch für eine gute fettweißbetonte Kost durchgespielt und auch hier war die fetteiweißbetonte Kostform überlegen. Und ja, bei der ausgewogenen Mischkost war enthalten: Fisch, Vollkornbrötchen, Käse, Butter, Marmelade, Möhre, Apfel, Milch, Kartoffeln, Fisch, Rohkostsalat, Getreidesprossen, Rapsöl, Orangensaft, fettereduzierte Wurst, Tomaten, eine Ernährung welche die meisten Deutschen NICHT praktizieren, obwohl es gar nicht sooo schlecht ist und dennoch gab es Defizite beim Eisen, Vitamin E, Jod, Vitamin B5, Biotin, Folsäure.
Allgemeine Dosierungsempfehlungen nach Uwe Gröber?
Allgemeine Dosierungsempfehlung für Vitamine und andere essenzielle Mikronährstoffe zur Prävention klassischer Zivilisationskrankheiten, sowie zur Erhaltung guter Gesundheit und Vitalität, nach Uwe Gröber (Orthomolekulare Medizin, Leitfaden für Apotheker und Ärzte):
Nährstoff | Dosierung pro Tag |
---|---|
Vitamin A (Retinol) | 2000-5000 I.E. |
Betacarotin | 5-20mg |
Vitamin D3 | 200-400 I.E. |
Vitamin E | 200-500 I.E. |
Vitamin K2 | 30-150µg |
Vitamin C | 200-500mg |
Vitamin B1 | 10-50mg |
Vitamin B2 | 10-50mg |
Vitamin B3 | 20-200mg |
Pantothensäure | 10-100mg |
Vitamin B6 | 10-50mg |
Folsäure | 400-800µg |
Vitamin B12 | 10-50µg |
Biotin | 100-300µg |
Cholin | 10-100mg |
Inositol | 10-100mg |
Calcium | 500-1200mg |
Magnesium | 250-500mg |
Kalium | 100-500mg |
Chrom | 50-200µg |
Jod | 100-200µg |
Eisen | 10-30mg |
Kupfer | 2-10mg |
Mangan | 2-10mg |
Molybdän | 75-200µg |
Selen | 70-100µg |
Zink | 10-15mg |
Omega-3-Fettsäuren (EPA / DHA) | 1-1,5g |
L-Carnitin | 200-500mg |
Alpha-Liponsäure | 60-120mg |
Coenzym Q10 | 15-30mg |
Sekundäre Pflanzenstoffe, Bioflavonoide wie z.B.Quercetin | 100-500mg |
Alles natürlich pro Tag. Und alles soll hier nur zu Informationszwecken dienen. Im Zweifelsfall sollte immer zuerst mit seinem Ernährungsmediziner Rücksprache gehalten werden.
Unserer bescheidenen Meinung nach und auf Basis der derzeitigen Daten, sowie unserer praktischen Erfahrung an unseren Patienten, sollte eine umfassende Basisversorgung in etwa folgendermaßen aussehen:
- Moderat dosiertes Multivitamin und Multimineral mit etwa 15-200% der NRV. Kein Gießkannenprinzip.
- PQQ, Inositol, Cholin, sollten in kleineren Mengen, so, wie sie auch in der Nahrung vorkommen, ergänzt werden.
- Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) sollten 0,5-1,5g pro Tag zugeführt werden.
- Proteine oder Aminosäuren, egal ob aus der Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel, um auf wenigstens 1,2g Protein pro kg Körpergewicht am Tag zu kommen.
Wir sind zwar der Meinung, dass Kollagen / Glycin, wie auch die Carni-Nutrients für die meisten Menschen sehr sinnvoll sein können, würden diese aber nicht zur Basisergänzung zählen.
Es ist vermutlich zwar so, dass wir alle Nährstoffe auch mit der Nahrung aufnehmen könn(t)en, allerdings zeigt die Praxis, dass das oft nicht geschieht. Ein wichtiger Leitspruch der Medizin ist: FIRST DO NO HARM! Also: Zuerst keinen Schaden zufügen.
Wenn es also dabei hilft, eine optimale Nährstoffversorgung, ohne großen Aufwand, zu gewährleisten und ohne dabei einen Schaden zuzufügen, dann hat es mehr Vor- als Nachteile an Multivitamin zu konsumieren.
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