Grüntee und L-Theanin
Was ist Grüntee und L-Theanin?
Grüntee stammt von den Blättern der Pflanze Camellia sinensis und ist für seinen hohen Gehalt an Antioxidantien und bioaktiven Verbindungen wie Catechinen (insbesondere EGCG), Koffein und Aminosäuren bekannt, v.a. auch dem L-Theanin.
L-Theanin ist eine einzigartige, nicht-proteinogene Aminosäure, die in hohen Mengen im Grüntee vorkommt. Es ist verantwortlich für die beruhigenden, stresslindernden Effekte des Tees.
Wirkungen
Grüntee:
- Antimykotisch: Untersuchungen an Menschen zeigen antimykotische Aktivität von Grüntee-Catechinen (z. B. gegen Candida albicans)
- Knochendichte und Frakturprävention: Grünteekonsum könnte zu einer erhöhten Knochenmineraldichte beitragen und als Schutz vor Hüftfrakturen beitragen; dieser Effekt wurde als unabhängig vom Rauchen, einer Hormonersatztherapie, Kaffeekonsum und der Zugabe von Milch zum Tee angesehen.
- Antioxidativ: Die Polyphenole, insbesondere das EGCG (Epigallocatechingallat), haben Antioxidative Eigenschaften und unterstützen so die Prävention chronischer Erkrankungen wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit: In einer Metaanalyse konnte Grüntee mit einer leichten Verbesserung des Lipidprofils in Verbindung gebracht werden. Außerdem hatte die Einnahme von Grüntee als Nahrungsergänzungsmittel bei Langzeitinterventionen signifikant positive Auswirkungen auf die Triglyzeridspiegel.
- Gewichtsmanagement: Einige Studien zeigen einen kleinen, aber statistisch signifikanten Einfluss auf die Fettverbrennung und den Stoffwechsel. Insgesamt sind die Studien zum Thema Grüntee und Gewichtsverlust bis jetzt widersprüchlich.
- Neuroprotektion: Studien legen nahe, dass Grüntee neuroprotektive Eigenschaften hat und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen (z.B. Alzheimer oder Parkinson) verringern kann. In Tierversuchen und Zellstudien wurde nachgewiesen, dass EGCG, ein Hauptbestandteil von grünem Tee, dopaminerge Neuronen vor dem Absterben schützt und die Bildung toxischer Proteine verringert. Zudem hemmt EGCG die Funktion des Dopamintransporters, der normalerweise Dopamin aus dem synaptischen Spalt aufnimmt. Damit wirkt Grüntee neuroprotektiv, was das Fortschreiten von Parkinson hemmen könnte. Zusätzlich scheint durch die Hemmung des Enzyms Catecholamin-O-Methyltransferase (COMT), EGCG die Wirksamkeit von L-DOPA, dem Standardmedikament für Parkinson zu verbessern, indem es die Umwandlung in weniger wirksame Substanzen verhindert.
- Grüntee bei PCOS: Studien an Frauen mit PCOS zeigten signifikante Wirkungen von grünem Tee auf verschieden Parameter, so konnte bei übergewichtigen und fettleibigen Frauen mit PCOS, bei regelmäßigem Konsum von Grüntee, ein Gewichtsverlust, eine Senkung des Nüchterninsulinspiegels und eine Verringerung des freien Testosteronspiegels beobachtet werden. Auch Tierstudien zeigten bis jetzt positive Effekte auf das Polyzystische Ovarialsyndrom. Ebenso wird eine positive Wirkung von Grüntee und seinen Extrakten bei Endometriose und Uterus Myomen diskutiert.
L-Theanin:
L-Theanin ist eine Aminosäure, welche vor allem im grünen Tee vorkommt. Diese Aminosäure fördert im Grunde genommen Ausgeglichenheit, ohne schläfrig zu machen.
- Kognitive Funktion: L-Theanin zeigte in Studien eine Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses, jedoch keine signifikanten Effekte auf die Aufmerksamkeitsfunktion. Andere Studien zeigen, dass die Kombination von L-Theanin mit Koffein synergistische Effekte auf die kognitive Leistung hat. Zudem scheint L-Theanin die α-Wellen-Aktivität im Gehirn zu erhöhen, was mit besserer Aufmerksamkeit korreliert.
- Verbesserte Schlafqualität: Eine randomisierte, placebokontrollierte, Crossover- und Doppelblindstudie untersuchte die Auswirkungen von L-Theanin (200 mg/Tag) über vier Wochen auf stressbedingte Symptome und kognitive Funktionen bei 30 gesunden Erwachsenen (Durchschnittsalter: 48,3 Jahre). Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in mehreren Bereichen:
- Stressbedingte Symptome: Nach der Einnahme von L-Theanin konnte eine Verringerung von Depressionen, Angstzuständen und Schlafproblemen festgestellt werden.
- Kognitive Funktionen: Es gab auch signifikante Verbesserungen in der verbalen Sprachflüssigkeit und den exekutiven Funktionen.
Nebenwirkungen
Grüntee:
Mögliche Nebenwirkungen aufgrund von Koffein: Unruhe, Schlaflosigkeit, erhöhter Herzschlag oder Magenbeschwerden bei übermäßigem Konsum.
In seltenen Fällen: Magenreizungen mit Übelkeit, aufgrund des hohen Tannin-Gehalts, insbesondere auf leeren Magen.
L-Theanin:
L-Theanin gilt als sehr gut verträglich. Bisher sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt. In hohen Dosen könnte es jedoch eine zu starke Entspannung oder Müdigkeit verursachen, vor allem in Kombination mit Beruhigungsmitteln.
Zufuhrempfehlungen
Grüntee:
Die meisten Studien empfehlen einen Konsum von 3–5 Tassen pro Tag.
L-Theanin:
Typische Supplement-Dosis: 100–400 mg pro Tag, je nach gewünschtem Effekt (Entspannung, Konzentration, Schlaf).
In Kombination mit Koffein wird oft eine Dosis von 200 mg L-Theanin und etwa 100 mg Koffein verwendet, um die kognitiven Vorteile zu maximieren und die Nebenwirkungen von Koffein zu minimieren.
Quellen
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